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Der Junge Törless

D | 1965/66 | sw | 87 Min.

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Credits

Regie:
Volker Schlöndorff
Drehbuch:
Volker Schlöndorff
Kamera:
Franz Rath
Musik:
Hans Werner Henze
Darsteller:
Matthieu Carrière, Marian Seidowsky, Bernd Tischer, Fred Dietz, Lotte Ledl, Barbara Steel, Hanna Axmann-Rezzori, Herbert Asmodi
Produktion:
Franz Seitz Film, Nouvelle Edition de Films Paris
Produzent:
Franz Seitz, Louis Malle
Auszeichn.:
Prädikat: Besonders wertvoll, Drehbuchprämie des BMI, Deutscher Filmpreis 1966: Filmband in Gold (Herstellung, Regie und Drehbuch), IFF Cannes 1966: FIPRESCI Preis, IFF Nantes 1966: Prix Max Ophuls
FSK:
ab 16 J.

Inhalt

Törless ist Schüler der Oberstufe eines weltabgeschiedenen Internats. Er ist ein Einzelgänger, etwas zu wohlerzogen und zu intelligent für sein Alter. Aber seine Kameraden respektieren ihn.

Eines Tages erfährt er, dass Basini, ein angeberischer aber auch kriecherischer Mitschüler, von einem Klassenkameraden Geld gestohlen hat. Die beiden Anführer der Klasse, Beineberg und Reiting, bringen den Diebstahl nicht zur Anzeige, sondern nehmen alleine die Bestrafung Basinis vor. Reiting macht ihn zu seinem Sklaven, der alles tun muss, was er will. Er lässt ihn zum Beispiel Schmutz essen, er verprügelt ihn, peitscht ihn aus, kurz: er zeigt sich von der Seite, die Erwachsene nur selten an ihren Kindern sehen wollen. Er gibt hemmungslos seinen brutalen und grausamen Regungen nach, Beineberg ist weniger direkt grausam. Seine Quälereien sind intellektueller Art. Er hat verquollene Ideen über indische Philosophie und Mystik und stellt mit seinem Opfer hypnotische Experimente an. Aber seine intellektuellen Quälereien sind viel gefährlicher, denn sie werden unter dem schönen Deckmantel des Geistes und des wissenschaftlichen Interesses durchgeführt. Er sagt zum Beispiel einmal: „ Ich habe mir die Sache hin und her überlegt. Ein Mensch wie Basini kann in dem wundervollen Mechanismus der Welt nichts zu bedeuten haben. Er ist so gut wie nichts. Denn wenn die Weltseele will, dass einer ihrer Teile erhalten bleibe, so spricht sie sich deutlicher aus.“ Mit solchen Formulierungen wurde Deutschlands dunkelste Periode eingeleitet. Im Namen einer irrationalen Autorität wird hier und wurde da Menschen die Daseinsberechtigung abgesprochen.

Und Törless, die Hauptfigur des Films, nimmt an diesen geheimen Gerichtssitzungen zwar teil, sieht aber nur zu. Anstatt die Gemeinheiten seiner Kameraden zu verhindern, fühlt er sich von ihnen fasziniert. Er denkt über ihre metaphysischen Hintergründe nach, anstatt einzugreifen. Als er schließlich zu der Einsicht kommt, dass alle diese Quälereien durchaus nichts Hintergründiges, sondern ganz gemeine Rohheiten sind und es seine Aufgabe ist, sie zu verhindern, ist es zu spät für ihn geworden. Beineberg und Reiting erpressen ihn. Spricht er, so werden sie ihn als mitschuldig hinstellen. Verzweifelt rät Törless Basini, sich selbst anzuzeigen und flieht aus der Anstalt. So wird die Schulleitung aufmerksam. Törless versucht, sich vor dem Lehrerkollegium zu rechtfertigen, versucht seine Handlungen zu erklären, aber er stößt auf totales Unverständnis. Man rät ihm, das Internat zu verlassen und er fährt, stolz auf die von ihm gemachten Erkenntnisse, mit seiner Mutter fort.