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Flammenzeichen

D | 1985 | sw | 79 Min.

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Credits

Regie:
Franz Seitz
Drehbuch:
Gabriele Seitz
Kamera:
Rudolf Blahacek
Schnitt:
Gisela Haller
Darsteller:
Dietrich Mattausch, Hans-Rheinhard Müller, Martin Umbach, Gabi Marr, Claus-Dieter Reents, Werner Grailich, Thekla Mayhoff
Produktion:
Franz Seitz Filmproduktion, BR
Produzent:
Franz Seitz
FSK:
ab 6 J.

Inhalt

Im Mai 1948 wird die sterbliche Hülle des Paters Rupert Mayer in die Unterkirche des Bürgersaals in München überführt. Dreihunderttausend Menschen geben „ihrem Apostel“ das letzte Geleit durch die stark kriegszerstörte Innenstadt.Rupert Mayer wurde am 23.1.1876 in Stuttgart als Sohn einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie geboren. Schon früh fühlte er sich zum Priester berufen, mehr noch, er entschied sich für ein asketisches Leben und die profunde wissenschaftliche Ausbildung im (damals verfolgten) Jesuitenorden, um „wohlgerüstet“ den Kampf um den katholischen Glauben aufzunehmen. Nach Jahren als Volksmissionar wird er Seelsorger der Zugewanderten in München, wo er als unermüdlicher Prediger, Ratgeber und Organisator für die Armen bekannt wird.

1914 ist es ihm selbstverständlich, als freiwilliger Feldgeistlicher den Soldaten unerschrocken beizustehen. Als Divisionspfarrer kommt er an die vordersten Fronten. Im Dezember 1916 trifft ihn in Rumänien auf einer Brücke über die Sulta eine russische Granate; Rupert Mayer überlebt, verliert aber ein Bein. Mit Zähigkeit gewöhnt er sich an die Holzprothese, die immer wieder Wunden und Wucherungen hervorruft. Zurück in München, nimmt er seine Tätigkeit unverdrossen wieder auf, hilft, wo er kann, das Nachkriegselend, die Not der Inflation zu mildern. Er wird Präses der Marianischen Männer-Kongregation, richtet Bahnhofsgottesdienste ein. Er besucht die Versammlungen der politischen Extremisten, warnt vor einem Staat ohne Gott, spricht für Aussöhnung, Freiheit und innere Erneuerung. Rupert Mayer wird verhöhnt und ausgepfiffen; eine Kommunistin spuckt ihn an. Ein Fanatiker droht, ihn von der Kanzel zu schießen. 1919 schon begegnet Pater Mayer Hitler und erkennt in ihm "ein guten Volksredner, der es mit der Wahrheit nicht genau nimmt", und bald schon einen "Hysteriker reinsten Wassers".

Als einer der ersten sieht Rupert Mayer die Gefahr. Auf einer Großversammlung im Münchner Bürgerbräu ruft er beschwörend, eine Katholik könne niemals Nationalsozialist sein. Man schreit ihn nieder, will handgreiflich werden – er ist der Feind der neuen Bewegung. Je schärfer antikirchlich der Kurs der nationalsozialistischen Partei wird, desto mutiger und konsequenter tritt Pater Mayer für die Kirche ein. Nach 1933 wird er von Spitzeln observiert. Dem Tod, sagt Rupert Mayer, habe er schon hundert Male ganz bewusst in die Augen gesehen, das sei nicht so schlimm. „Aber wenn man einen Menschen geistig tötet, wenn man ihn kaputt macht vor der Welt, das ist das Furchtbarste, was ich mir vorstellen kann.“

Die Nationalsozialisten belegen Rupert Mayer mit Predigtverbot. 1937 wird er das erste Mal verhaftet. Nach seiner Verurteilung vor dem Sondergericht, kommt er vorübergehend frei. Alle Einschüchterungsversuche schlagen bei Pater Mayer fehl. Die Gläubigen drängen sich bis vor die Türen der Münchner Kirchen, wenn er predigt. Neue Verhaftungen folgen, Untersuchungsgefängnisse, Strafanstalten, schließlich das KZ Sachsenhausen-Oranienburg. Doch die Nationalsozialisten wollen vermeiden, dass Rupert Mayer zum Märtyrer für Glauben wird. Sie schicken ihn in die Verbannung nach Kloster Ettal bei Garmisch, wo er die Jahre bis zum Kriegsende weltabgeschieden verbringen muss. Er schreibt: „Ich kann nur beten und opfern und ein schweres Herz herumtragen“, und leidet darunter, „dass ich an so einem gesicherten Plätzchen mich aufhalten muss, während so viele Namenloses durchmachen.“

Nach dem Einzug der Amerikaner kehrt auch Pater Mayer nach München zurück. Gesundheitlich geschwächt, bleibt ihm nur noch wenig Zeit, Messen zu lesen, Kranken die Kommunion zu bringen, bei der Suche nach Verschollenen, nach Wohnung, Kleidung und Lebensmitteln zu helfen. Am Allerheiligen-Sonntag 1945 erleidet er während der Messe in der Kreuzkapelle von St. Michael einen Schlaganfall. Seine letzten Worte sind: „ Der Herr, der Herr.“ Dabei bleibt er aufrecht beim Altar stehen. Die Münchener haben ihn so in Erinnerung: „Pater Mayer ist nie umgefallen, nicht einmal im Sterben.“